Predigt 1. Advent 2023

von Anton Schmid

Vor einer Woche konnte ich die Abendmesse nicht feiern, da ich
überraschend krank wurde. Plötzlich kam ein Schwindel über mich
und ich musste mich festhalten, um nicht umzufallen. Meine
Haushälterin rief sofort den Rettungsdienst und ich wurde ins
Klinikum eingeliefert. Am Tag darauf war alles wieder in Ordnung und
ich danke Gott dafür. Es hätte auch ein Schlaganfall sein können wie
schon vor einem Jahr.

Ich dachte dabei an das heutige Evangelium: „Haltet euch immer
bereit! Ihr wisst nicht, wann der Herr kommt! Seid wachsam!“ Viele
Menschen werden durch eine plötzliche Gefahr oder einen
plötzlichen Tod überrascht wie durch einen Schlaganfall, einen
Herzinfarkt, durch Verkehrsunfälle, durch Attentate… Darum sollen
wir immer bereit sein, und nicht in schwerer Sünde leben, sagt unser
Herr. Im Tode stehen wir plötzlich vor dem Herrn, der richten wird
die Lebenden und die Toten. Diese Gerichtsszene hat der geniale
Künstler Michelangelo wunderbar dargestellt in der Sixtinischen
Kapelle im Vatikan. Christus sitzt auf dem Richterstuhl und lädt die
guten Menschen ein in sein Reich, die bösen und ungerechten
Menschen verwirft er ins Verderben. Der Maßstab des Gerichts ist
die Nächstenliebe: „ Ich war krank und ihr habt mich besucht, ich war
hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war obdachlos und ihr
habt mich aufgenommen…“

Dieser Maßstab der Liebe ist besonders heute aktuell, da viele
Menschen auf der Welt durch Kriege und Naturkatastrophen in Not
geraten oder auf der Flucht sind. Christus frägt nicht, aus welchem
Land die Menschen kommen und warum sie in eine verzweifelte Lage
gekommen sind. Er solidarisiert sich mit allen Menschen, weil er
selbst Mensch geworden ist und Not erlebt hat. Wir Christen sind da
besonders herausgefordert, da wir Christus in allen Menschen
erkennen sollen, die in Not geraten und Hilfe brauchen.

Die Gerichtsszene zeigt auch, dass es Gott nicht egal ist, wie ein
Mensch lebt und was er tut. Er belohnt die Guten und bestraft die
Bösen. Ein guter Christ braucht aber keine Angst zu haben vor dem
letzten Gericht, wie die heilige Therese sagt: „Wie könnte ich den
fürchten, der mich liebt!“ Er liebt jeden Menschen, weil er ihn
geschaffen hat und ihm ewiges Leben schenken will.

Liebe Christen!

Das Ende der Welt ist nicht das Nichts, sondern eine neue Welt ohne
Hass und Leid, sondern mit ewiger Freude und Liebe bei Gott. Auch
wir können im Tod nicht tiefer fallen als in die Hände Gottes, der uns
liebt. Amen